Hundetraining: Warum Ruhe der Schlüssel zu einem ausgeglichenen Hund ist
In der Welt des Hundetrainings wird häufig von Kommandos, Tricks und Gehorsam gesprochen. Doch eine der wichtigsten Grundlagen im Alltag mit Hund wird dabei oft übersehen: die Ruhe. Ruhe ist nicht nur ein angenehmer Zustand, sondern die eigentliche Basis für gelingendes Lernen, gute Entscheidungen und ein harmonisches Zusammenleben zwischen Mensch und Hund.
Ruhe als Basis im Hundetraining
Ein Hund, der innerlich ruhig ist, kann Reize besser verarbeiten, ist ansprechbar, kann fein kommunizieren und kann überhaupt erst lernen. Ohne innere Ruhe bleibt Training oft oberflächlich. Viele Verhaltensprobleme – wie übermäßiges Bellen, Leinenaggression oder das Unvermögen, allein zu bleiben – entstehen oder verschärfen sich, wenn ein Hund dauerhaft unter Strom steht. Deshalb beginnt gutes Hundetraining mit dem gemeinsamen Erlernen von Ruhe.
Ruhe vermitteln – mit Klarheit und Präsenz
Ruhe ist nicht einfach nur ein Zustand der Abwesenheit von Bewegung. Ruhe kann auch eine bewusste Entscheidung sein – von beiden Seiten. Hunde spüren sehr genau, wie es uns innerlich geht. Wer seinem Hund Ruhe vermitteln möchte, sollte sich deshalb zuerst selbst beobachten: Wie ist mein eigener Energielevel? Wie trete ich meinem Hund gegenüber? Wie ist meine Atmung, meine Stimme, mein Blick?
Wenn wir in unserer Körpersprache klar, verlässlich und gelassen sind, entsteht ein Raum, in dem auch der Hund zur Ruhe kommen kann. Warum nicht auch mal bei einem entspannten Spaziergang Ruhepausen einlegen, sich auf die nächste Parkbank setzen und mit dem Lieblingshund die Natur geniessen. Da schöpfen wir so viele Glücksmomente für unseren persönlichen Glückstopf. Einfach herrlich!
Ruhe trainieren – konkret im Alltag
Ruhe lässt sich trainieren – und zwar nicht erst, wenn der Hund schon „hochgefahren“ ist. Viel hilfreicher ist es, im Alltag gezielt Ruheinseln einzubauen: feste Ruhezeiten, einen sicheren Rückzugsort, ritualisierte Abläufe. Auch das Aushalten von Langeweile ist eine wichtige Fähigkeit, die Hunde lernen müssen.
Ein Hund, der gelernt hat, zwischendurch nichts zu tun, ist besser in der Lage, mit Stresssituationen umzugehen. Dazu gehören auch kleine Übungen wie das „Decke-Training“, bei dem der Hund lernt, sich auf eine bestimmte Decke zurückzuziehen und dort zu verweilen. Kurzzeitig kann die Leine auch helfen den Hund innerhalb von Räumlichkeiten zum Ruhen anzuhalten.
Eine Box oder eine Abteilung eines Raumes ist auch eine gute Möglichkeite, denn je größer der Bereich in dem dein Hund sich bewegen darf, umso schwerer kann ihm das Ruhen fallen. Minimiere daher seinen Raum, entferne Spielzeug und andere Gegenstände mit denen er sich vom Ruhen ablenkt. Oft sind es kleine Veränderungen, die große Wirkung zeigen: weniger Dauerbeschallung, klarere Tagesstrukturen, mehr Qualität in der gemeinsamen Zeit statt Dauerbespaßung.
Dazu gehört auch das Hinterherlaufen, ich nenne es gerne “stalken”, nicht durch permanente Kontaktaufnahme zu fördern. Hunde reagieren auf Blickkontakt und verbale Ansprache. Bin ich ständig mit meinem Hund in Kontakt, bleibt er im Haus gerne wie ein Schatten an meiner Seite. Das hat zur Folge, dass er weniger tief schläft. Viele Hunde ruhen daher mehr, wenn sie alleine sind.
Wie viel Ruhe braucht dein Hund?
Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten – aber als Faustregel gilt: deutlich mehr, als wir oft denken. Erwachsene Hunde schlafen oder dösen in der Regel zwischen 16 und 20 Stunden am Tag. Junge Hunde und Senioren brauchen sogar noch mehr. Wenn dein Hund ständig „on fire“ ist, kaum zur Ruhe kommt oder sich zu Hause nicht entspannen kann, muss der Alltag unter die Lupe genommen werden.
Tipps für mehr Ruhe im Alltag mit deinem Hund
1. Eigene Energie prüfen
Hunde spiegeln unsere Stimmung. Wenn du hektisch, gestresst oder ungeduldig bist, wird dein Hund das übernehmen. Versuche, in Anwesenheit deines Hundes bewusst ruhiger zu atmen, langsamer zu sprechen und dich mit Bedacht zu bewegen.
2. Reizarme Umgebung schaffen
Zu viele Reize – wie laute Musik, laufender Fernseher oder ständige Bewegung – erschweren es dem Hund, sich zu entspannen. Schaffe täglich Zeiten und Räume, in denen dein Hund wirklich zur Ruhe kommen kann. Bedenke dabei auch ob dein Hund auf der Arbeit wirklich zur Ruhe kommt oder du ihn nicht sogar besser in bestimmten Zeitfenstern Zuhause lässt.
3. Feste Ruhezeiten einführen
Plane im Alltag gezielt Ruhephasen ein, auch wenn es dir schwerfällt. Dein Hund muss nicht rund um die Uhr bespaßt werden. Rituale helfen: z. B. nach dem Spaziergang immer eine Ruhepause auf dem Lieblingsplatz.
4. Weniger ist oft mehr, aber zu wenig ist auch problematisch
Viele Hunde sind durch zu viel Training, Action und Beschäftigung dauerhaft überfordert. Überlege dir: Muss es wirklich die dritte Gassirunde, das Intelligenzspiel und das Tricktraining am selben Tag sein? Dabei muss einfach das richtige Maß für Deinen Hund gefunden werden. Denn zu wenig Auslastung ist genauso schädlich.
5. Entspannungsort etablieren
Gib deinem Hund einen festen, sicheren Rückzugsort – z. B. ein Hundebett oder eine Box – an dem er ungestört ist und nichts tun muss. Wo steht das Hundebett? Im Durchgangszimmer oder mitten im Trubel? Wähle eine ruhige Ecke!
6. Impulskontrolle üben
Impulse zu kontrollieren – z. B. beim Warten an der Tür oder dem Zurückbleiben auf der Decke – fördert die Selbstregulation. Kleine Übungen im Alltag helfen dabei, nicht auf jeden Reiz sofort zu reagieren.
7. Aushalten von Langeweile trainieren
Langeweile ist nicht schlimm – im Gegenteil. Sie gehört zu einem gesunden Hundeleben dazu. Beginne mit kleinen Einheiten und verlängere sie langsam. Der Hund darf lernen, dass es Zeiten gibt, in denen nichts passiert. Lass dich durch Bellen, Kopf auflegen oder Anstupsen nicht motivieren zum Beschäftigungsclown deines Hundes zu werden.
8. Signale für Ruhe einführen
Ein festes Wort oder eine Geste kann deinem Hund helfen zu verstehen, dass jetzt Ruhe angesagt ist. Wichtig ist, dass du es verlässlich und ohne Druck einsetzt – z. B. das Wort „Pause“ oder eine flache Handbewegung.
9. Den Hund beobachten – Stresssignale lesen lernen
Jedes Individuum ist anders, das macht es doch auch so spannend. Manche Hunde brauchen mehr Unterstützung beim Herunterfahren als andere. Achte auf Körpersignale wie Hecheln, Unruhe, Gähnen, Zittern oder ständiges Umherlaufen. Diese zeigen, dass dein Hund möglicherweise Hilfe braucht, um in einen ruhigen Zustand zu finden. Nutze Raumbegrenzungen, um ihm zu helfen, wie z.B. eine Decke, eine Leine, eine Box oder einen abgetrennten Raum.
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