Für viele Hundehalter:innen gehört das Ballwerfen fest zum Alltag: Der Hund rennt begeistert los, bringt den Ball zurück, hechelt aufgeregt – und möchte sofort wieder los. Auf den ersten Blick scheint das ein gutes Spiel zu sein: körperliche Auslastung, klare Aufgabe, schnelle Erfolgserlebnisse. Doch was, wenn genau dieses Spiel mehr schadet als nützt?

Tatsächlich zeigen immer mehr Verhaltensbeobachtungen und Studien: Dauerhafte Hetzspiele – insbesondere mit Bällen – sind keine geeignete Methode zur geistigen oder körperlichen Auslastung. Sie fördern vielmehr eine ungesunde Stressdynamik, verschärfen Probleme mit Impulskontrolle und stören das hormonelle Gleichgewicht des Hundes.

Ballspiele: Dauerstress im Namen der Bewegung

Beim Ballspiel wird das natürliche Jagdverhalten des Hundes künstlich in einem kurzen, immer gleichen Ablauf ausgelöst: orientieren -> fixieren → hetzen → packen. Der wichtige Rest der Jagdsequenz – z. B. Beute sichern, zur Ruhe kommen, fressen – fehlt komplett. Der Hund bleibt also in einer Dauerschleife aus Adrenalin und Erwartung hängen.

Viele Hunde steigern sich dabei regelrecht in einen Erregungszustand hinein:

  • hektisches Hecheln
  • starrer Blick auf den Ball
  • kaum noch Wahrnehmung der Umwelt
  • andauernde Unruhe nach dem Spiel

Das wirkt auf den Menschen wie „Spaß“ – ist aber in Wahrheit Stress pur. Das ständige, sogar oft tägliche, Ballwerfen fördert keine Entspannung, sondern versetzt den Hund in einen Zustand ständiger Übererregung.

Stresshormone: Wenn der Körper im Alarmzustand bleibt

Jedes Mal, wenn der Hund einem Ball hinterherhetzt, wird eine Kaskade an Stresshormonen ausgelöst – allen voran Adrenalin und Cortisol.

Was passiert dabei im Körper?

  • Adrenalin sorgt für maximale Energie und Schnelligkeit
  • Cortisol wird ausgeschüttet, um anhaltende Belastung zu bewältigen
  • Der Puls steigt, die Atmung wird flach, der Fokus wird eng

Klingt erstmal nicht dramatisch – aber:
Bei dauerhafter Wiederholung kommt es zu einer Art „Trainingsschleife“ im Körper. Die Regulierung des Stresshormons bekommt dabei keinen Raum, der Körper bleibt bereit für den nächsten Energieschub. Eine Regeneration bleibt aus.

➡ Das Problem: Der Körper verlernt, von selbst in einen entspannten Zustand zurückzukehren. Stress wird zur Normalität. Dauerhaft erhöhte Cortisolspiegel können:

  • das Immunsystem schwächen
  • die Schlafqualität verschlechtern
  • langfristig zu Aggression, Ängstlichkeit oder gesundheitlichen Problemen führen

Gestörte Impulskontrolle: Wenn der Hund nicht mehr „abwarten“ kann

Ein Hund, der regelmäßig unkontrollierte Hetzspiele macht, trainiert unbewusst genau das Gegenteil von dem, was im Alltag gebraucht wird: Geduld, Ruhe und Impulskontrolle.

Ballspiele führen zu:

  • starker Erwartungshaltung („Los, wirf schon!“)
  • forderndem Verhalten (Bellen, Springen, Fixieren)

➡ Besonders bei impulsiven oder jagdlich motivierten Hunden kann das dazu führen, dass sie in Alltagssituationen schwerer steuerbar werden:

  • Reaktion auf Bewegungsreize (Jogger, Fahrradfahrer)
  • schlechtes Ansprechverhalten bei Ablenkung
  • Unruhe und Frust, wenn kein „Highlight“ geboten wird

Die Fähigkeit, sich selbst zu regulieren, geht verloren – was zu Problemen in der Leinenführigkeit, bei Hundebegegnungen oder im Haus führen kann.

Gestörte Hormonregulation: Wenn Ruhehormone nicht mehr wirken

Gesunde Hunde brauchen ein Gleichgewicht aus Aktivität und Erholung. Nach jeder Aktivität folgt idealerweise eine Phase der Entspannung – begleitet von „guten“ Hormonen wie Serotonin, Oxytocin oder Endorphinen. Diese wirken beruhigend, regenerierend und stärken die Bindung zum Menschen.

Ständige exessive Ballspiele unterbrechen dieses natürliche Gleichgewicht:

  • Nach dem Hetzen bleibt der Hund oft im Stressmodus
  • Die Ausschüttung beruhigender Hormone wird blockiert oder gehemmt
  • Die Fähigkeit, „herunterzufahren“, verkümmert

Langfristig entsteht eine chronische Dysbalance im Hormonsystem. Die Folge:
Hunde wirken ständig „aufgedreht“, können sich schwer entspannen oder entwickeln sogar körperliche Symptome wie Magenprobleme, Hautreaktionen oder Unruhe im Schlaf.

Was ist die Alternative? Gesunde Auslastung statt Stress-Spirale

Natürlich brauchen Hunde Bewegung und geistige Auslastung – und selbst gegen ab und an mal einem Ball nachlaufen hat keiner etwas, aber auf eine gesunde, nachhaltige Weise.

Geeignete Alternativen:

  • Nasensuchspiele: Riechen und Schnüffeln lastet aus, wirkt oft beruhigend
  • Kau- & Schleckaufgaben: fördern Selbstregulation
  • Tricktraining & Kooperationsspiele (Cavaletti): fördern Bindung und Konzentration
  • gemeinsame entspannte Spaziergänge mit Kontakt und Orientierung
  • Kontrolliertes Zerrspiel mit Pausen und Signalen

Fazit: Spielen ja – aber nicht auf Kosten der Balance

Ball- und Hetzspiele mögen kurzfristig spannend wirken – langfristig aber führen sie bei vielen Hunden zu Dauerstress, Übererregung und Schwierigkeiten in der Alltagstauglichkeit.

Trainingsmethoden sollten auf Ruhe, Orientierung und Bindung ausgerichtet sein.
Nicht auf künstliche Erregung, Dauerbelastung und unkontrollierbare Impulse.

Wer seinem Hund wirklich etwas Gutes tun will, schafft innere Balance statt äußere Reizüberflutung.

So machst du es richtig: Tipps für gesunde Spiel- & Trainingsalternativen

1. Spiel mit Köpfchen statt Hetze

Nutze Spiele, die den Hund geistig fordern, ohne ihn körperlich in Dauererregung zu bringen:

  • Futtersuche im Gras, Laub oder Haus
    → Fördert Fokus, Nasenarbeit und Entspannung
  • Nasenarbeit, z.b. Gegenstandsanzeige oder Dummysuche
  • Clickertraining/Tricktraining
    → Fördert die Zusammenarbeit, baut Selbstvertrauen, Konzentrationsfähigkeit und Koordinationsfähigkeit auf

2. Rituale statt Reizfeuerwerk

Rituale helfen deinem Hund, Reize besser einzuordnen:

  • klarer Beginn und klares Ende durch feste Signale/Rituale
  • Kein Spiel auf Abruf durch den Hund – du entscheidest, wann und wie lange
  • Ruhiges Beenden: Nach dem Spiel folgt immer eine Phase der Entspannung (z. B. auf der Decke mit Kauartikel)

3. Impulskontrolle bewusst fördern

Statt sofortiger Belohnung durch Bewegung → kleine Selbstregulationsübungen:

  • „Sitz und Bleib“ bevor ein Spielzeug freigegeben wird
  • Der Ball wird erst bei ruhigem Verhalten freigeben (und nicht automatisch werfen!)
  • Alternativverhalten aufbauen: z. B. „Schau mich an und frag nach“ statt „Spring hinterher“

4. Entspannungsphasen bewusst trainieren

Hunde müssen Ruhe lernen, besonders wenn sie von Spiel & Bewegung geprägt sind:

  • Deckentraining: Der Hund lernt, dass Ruhe auf der Decke belohnt wird
  • Kausnacks oder Schleckmatten zur Beruhigung nach Bewegung
  • Massage oder Körperkontakt als Gegengewicht zum Adrenalinschub

5. Wenn du dennoch werfen willst – so geht’s kontrolliert:

Wenn dein Hund den Ball wirklich liebt und du ihn nicht ganz weglassen willst:

  • Nutze gezielt Ballwurf mit Impulskontrolle:
    • Warten lassen
    • Ruhiger Blickkontakt
    • Dann kontrolliertes Werfen – Dein Hund bleibt sitzen und dann erfolgt deine Freigabe
  • Wechsle zu einem Suchspiel mit dem Ball:
    • Versteck den Ball statt zu werfen
    • Hund darf suchen statt hetzen

6. Selbstregulation regelmäßig belohnen

Lobe deinen Hund nicht nur für Action, sondern bewusst für:

✅ ruhiges Liegen
✅ selbst gewählte Pause
✅ Zurücknehmen von Impulsen (z. B. bei Reizen)

➡ Dadurch lernt er: Nicht reagieren lohnt sich!


Zusammengefasst: Die 5 goldenen Spielregeln

  1. Vermeide Dauerschleifen und Reizüberflutung
  2. Nutze Spiele, die Denken und Schnüffeln fördern
  3. Belohne Ruhe und Zurückhaltung – nicht nur Aktion
  4. Biete nach Aktivität gezielt Entspannung an
  5. Trainiere aktiv Impulskontrolle & Frustrationstoleranz

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In der Welt des Hundetrainings wird häufig von Kommandos, Tricks und Gehorsam gesprochen. Doch eine der wichtigsten Grundlagen im Alltag mit Hund wird dabei oft übersehen: die Ruhe. Ruhe ist nicht nur ein angenehmer Zustand, sondern die eigentliche Basis für gelingendes Lernen, gute Entscheidungen und ein harmonisches Zusammenleben zwischen Mensch und Hund.

Ruhe als Basis im Hundetraining

Ein Hund, der innerlich ruhig ist, kann Reize besser verarbeiten, ist ansprechbar, kann fein kommunizieren und kann überhaupt erst lernen. Ohne innere Ruhe bleibt Training oft oberflächlich. Viele Verhaltensprobleme – wie übermäßiges Bellen, Leinenaggression oder das Unvermögen, allein zu bleiben – entstehen oder verschärfen sich, wenn ein Hund dauerhaft unter Strom steht. Deshalb beginnt gutes Hundetraining mit dem gemeinsamen Erlernen von Ruhe.

Ruhe vermitteln – mit Klarheit und Präsenz

Ruhe ist nicht einfach nur ein Zustand der Abwesenheit von Bewegung. Ruhe kann auch eine bewusste Entscheidung sein – von beiden Seiten. Hunde spüren sehr genau, wie es uns innerlich geht. Wer seinem Hund Ruhe vermitteln möchte, sollte sich deshalb zuerst selbst beobachten: Wie ist mein eigener Energielevel? Wie trete ich meinem Hund gegenüber? Wie ist meine Atmung, meine Stimme, mein Blick?

Wenn wir in unserer Körpersprache klar, verlässlich und gelassen sind, entsteht ein Raum, in dem auch der Hund zur Ruhe kommen kann. Warum nicht auch mal bei einem entspannten Spaziergang Ruhepausen einlegen, sich auf die nächste Parkbank setzen und mit dem Lieblingshund die Natur geniessen. Da schöpfen wir so viele Glücksmomente für unseren persönlichen Glückstopf. Einfach herrlich!

Ruhe trainieren – konkret im Alltag

Ruhe lässt sich trainieren – und zwar nicht erst, wenn der Hund schon „hochgefahren“ ist. Viel hilfreicher ist es, im Alltag gezielt Ruheinseln einzubauen: feste Ruhezeiten, einen sicheren Rückzugsort, ritualisierte Abläufe. Auch das Aushalten von Langeweile ist eine wichtige Fähigkeit, die Hunde lernen müssen.

Ein Hund, der gelernt hat, zwischendurch nichts zu tun, ist besser in der Lage, mit Stresssituationen umzugehen. Dazu gehören auch kleine Übungen wie das „Decke-Training“, bei dem der Hund lernt, sich auf eine bestimmte Decke zurückzuziehen und dort zu verweilen. Kurzzeitig kann die Leine auch helfen den Hund innerhalb von Räumlichkeiten zum Ruhen anzuhalten.

Eine Box oder eine Abteilung eines Raumes ist auch eine gute Möglichkeite, denn je größer der Bereich in dem dein Hund sich bewegen darf, umso schwerer kann ihm das Ruhen fallen. Minimiere daher seinen Raum, entferne Spielzeug und andere Gegenstände mit denen er sich vom Ruhen ablenkt. Oft sind es kleine Veränderungen, die große Wirkung zeigen: weniger Dauerbeschallung, klarere Tagesstrukturen, mehr Qualität in der gemeinsamen Zeit statt Dauerbespaßung.

Dazu gehört auch das Hinterherlaufen, ich nenne es gerne “stalken”, nicht durch permanente Kontaktaufnahme zu fördern. Hunde reagieren auf Blickkontakt und verbale Ansprache. Bin ich ständig mit meinem Hund in Kontakt, bleibt er im Haus gerne wie ein Schatten an meiner Seite. Das hat zur Folge, dass er weniger tief schläft. Viele Hunde ruhen daher mehr, wenn sie alleine sind.

Wie viel Ruhe braucht dein Hund?

Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten – aber als Faustregel gilt: deutlich mehr, als wir oft denken. Erwachsene Hunde schlafen oder dösen in der Regel zwischen 16 und 20 Stunden am Tag. Junge Hunde und Senioren brauchen sogar noch mehr. Wenn dein Hund ständig „on fire“ ist, kaum zur Ruhe kommt oder sich zu Hause nicht entspannen kann, muss der Alltag unter die Lupe genommen werden.

Tipps für mehr Ruhe im Alltag mit deinem Hund

1. Eigene Energie prüfen

Hunde spiegeln unsere Stimmung. Wenn du hektisch, gestresst oder ungeduldig bist, wird dein Hund das übernehmen. Versuche, in Anwesenheit deines Hundes bewusst ruhiger zu atmen, langsamer zu sprechen und dich mit Bedacht zu bewegen.

2. Reizarme Umgebung schaffen

Zu viele Reize – wie laute Musik, laufender Fernseher oder ständige Bewegung – erschweren es dem Hund, sich zu entspannen. Schaffe täglich Zeiten und Räume, in denen dein Hund wirklich zur Ruhe kommen kann. Bedenke dabei auch ob dein Hund auf der Arbeit wirklich zur Ruhe kommt oder du ihn nicht sogar besser in bestimmten Zeitfenstern Zuhause lässt.

3. Feste Ruhezeiten einführen

Plane im Alltag gezielt Ruhephasen ein, auch wenn es dir schwerfällt. Dein Hund muss nicht rund um die Uhr bespaßt werden. Rituale helfen: z. B. nach dem Spaziergang immer eine Ruhepause auf dem Lieblingsplatz.

4. Weniger ist oft mehr, aber zu wenig ist auch problematisch

Viele Hunde sind durch zu viel Training, Action und Beschäftigung dauerhaft überfordert. Überlege dir: Muss es wirklich die dritte Gassirunde, das Intelligenzspiel und das Tricktraining am selben Tag sein? Dabei muss einfach das richtige Maß für Deinen Hund gefunden werden. Denn zu wenig Auslastung ist genauso schädlich.

5. Entspannungsort etablieren

Gib deinem Hund einen festen, sicheren Rückzugsort – z. B. ein Hundebett oder eine Box – an dem er ungestört ist und nichts tun muss. Wo steht das Hundebett? Im Durchgangszimmer oder mitten im Trubel? Wähle eine ruhige Ecke!

6. Impulskontrolle üben

Impulse zu kontrollieren – z. B. beim Warten an der Tür oder dem Zurückbleiben auf der Decke – fördert die Selbstregulation. Kleine Übungen im Alltag helfen dabei, nicht auf jeden Reiz sofort zu reagieren.

7. Aushalten von Langeweile trainieren

Langeweile ist nicht schlimm – im Gegenteil. Sie gehört zu einem gesunden Hundeleben dazu. Beginne mit kleinen Einheiten und verlängere sie langsam. Der Hund darf lernen, dass es Zeiten gibt, in denen nichts passiert. Lass dich durch Bellen, Kopf auflegen oder Anstupsen nicht motivieren zum Beschäftigungsclown deines Hundes zu werden.

8. Signale für Ruhe einführen

Ein festes Wort oder eine Geste kann deinem Hund helfen zu verstehen, dass jetzt Ruhe angesagt ist. Wichtig ist, dass du es verlässlich und ohne Druck einsetzt – z. B. das Wort „Pause“ oder eine flache Handbewegung.

9. Den Hund beobachten – Stresssignale lesen lernen

Jedes Individuum ist anders, das macht es doch auch so spannend. Manche Hunde brauchen mehr Unterstützung beim Herunterfahren als andere. Achte auf Körpersignale wie Hecheln, Unruhe, Gähnen, Zittern oder ständiges Umherlaufen. Diese zeigen, dass dein Hund möglicherweise Hilfe braucht, um in einen ruhigen Zustand zu finden. Nutze Raumbegrenzungen, um ihm zu helfen, wie z.B. eine Decke, eine Leine, eine Box oder einen abgetrennten Raum.

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Wie lange sollte denn ein Hund in die Hundeschule gehen? Diese Frage wird mir oft gestellt und ist nicht pauschal zu beantworten, da die Dauer des Hundeschulbesuchs von verschiedenen Faktoren abhängt. Hierzu zählen das Alter deines Hundes, seine Vorgeschichte, sein Lernverhalten und dein persönliches Trainingsziel.

Die Dauer des Hundetrainings variiert

Es gibt keine festgelegte Zeitdauer, die für alle Hunde gleich ist, wenn es um die Teilnahme an einer Hundeschule geht. Die Lerngeschwindigkeit, das Alter, die Bedürfnisse und die Vorkenntnisse jedes Hundes können stark variieren. Aber auch das Timing und die Art der Umsetzung des trainierenden Hundebesitzers ist entscheidend. Schlussendlich ist auch die Erwartungshaltung der Hundebesitzer ganz unterschiedlich und nicht jeder Hund muss, laut Besitzer, alles können. 😉

Welpen: Eine wertvolle Phase

Welpen sind wie Schwämme, die Wissen aufsaugen. Die ersten Monate im Leben eines Welpen sind besonders wertvoll für die Sozialisierung und das Erlernen grundlegender Befehle. Welpenkurse, die speziell für Hunde im Alter von 8 bis 16 Wochen ausgelegt sind, können eine großartige Möglichkeit sein, frühzeitig die Grundlagen zu legen. Ein Welpenkurs dauert in unserer Hundeschule 8 Wochen. Im Anschluss geht es, für die meisten Teilnehmer, nahtlos in den JungHelden Kurs weiter. Die meisten Hundebesitzer trainieren das erste Lebensjahr mit ihrem Hund in der Hundeschule.

Jugendliche und erwachsene Hunde: Bedürfnisse erkennen

Für Jugendliche und erwachsene Hunde gibt es JungHelden und AlltagsHeldenkurse, die auf die verschiedene Bedürfnisse zugeschnitten sind.


So sind in der Pubertät die Junghunde teils stark im Außenfokus, sind oftmals impulsiver und machen womöglich erste Jagderlebnisse, die es zu kontrollieren gilt. Gerade in unseren Gruppenkursen JungHelden ist Empathie seitens des Trainers unbedingt erforderlich, denn aufkommender Frust bei den Besitzern ist nur mit viel Feingefühl in die richtige Richtung zu lenken.


Erwachsene Hunde hingegen haben bereits eine Vielzahl von Erfahrungen gemacht, haben teils unerwünschtes, selbst belohnendes Verhalten erlernt und eigene Strategien für bestimmte Situationen gefestigt. Insbesondere hier sind die Bedürfnisse oft individueller als gedacht.


Je komplexer und individueller die Bedürfnisse, umso sinnvoller ist es alleinig im Einzeltraining oder in Kombination Einzeltraining und Gruppentraining zu trainieren. Manchmal sind es nur kleine fehlende Puzzleteile im Alltag, die die Ursache für ein unerwünschtes Verhalten sind.

Verhaltensprobleme: Geduld ist der Schlüssel

Wenn dein Hund Verhaltensprobleme hat, wie Aggression oder Ängstlichkeit, kann das Training länger dauern. Die Lösung solcher Probleme erfordert Geduld, kontinuierliche Unterstützung und möglicherweise intensiveres Training über einen längeren Zeitraum. Je länger der Hund ein bestimmtes Verhalten gefestigt hat, umso länger dauert es ihm eine andere Idee der Situation zu geben.

Menschliche Ressourcen

Die Verfügbarkeit von Zeit und Engagement seitens des Hundebesitzers spielt ebenfalls eine Rolle. Je mehr Zeit du investieren kannst, um das Training zu Hause fortzusetzen, desto effektiver wird die Hundeschul-Erfahrung sein.

Quality Time für Hund und Hundebesitzer

Ich habe Teilnehmer, die ich mit ihren Hunden seit Jahren begleite. Ursprünglich als Welpen oder Junghunde trainiert, und nun haben sie im Rahmen der SuperHelden Kurse (Beschäftigungskurse) einmal die Woche eine Stunde Quality Time mit ihren Hunden. Man lernt im riesigen Universum an wunderbaren Beschäftigungsmöglichkeiten nie aus. Zusammen Spaß haben, neues Erlernen, den Alltag eine Stunde hinter sich zu lassen und ungeteilte Aufmerksamkeit an seinen Vierbeiner zu verschenken – Das ist Quality Time!

Fazit

Letztendlich ist die Dauer, die dein Hund in der Hundeschule verbringen sollte, eine individuelle Entscheidung. Beobachte die Fortschritte deines Hundes, kommuniziere mit den jeweiligen Trainern und wähle Kurse aus, die den Bedürfnissen deines treuen Begleiters gerecht werden oder arbeite ganz gezielt und effektiv im Einzeltraining. Denke daran, dass die Beziehung zwischen dir und deinem Hund im Mittelpunkt steht. Die Zeit in der Hundeschule ist wertvoll, aber die täglichen Übungen und die Liebe, die du deinem Hund gibst, sind noch wichtiger für sein Wohlbefinden und eure enge Bindung.

Lust auf ein individuelles Hundetraining in Siegburg? Wir arbeiten individuell und exklusiv, ausschließlich in kleinen Gruppen von wenigen Teilnehmern. So können wir uns ganz gezielt deinem Trainingsziel widmen und individuelle Hilfestellungen geben. Alles andere wäre nicht unser Anspruch. Daher bieten wir auch keine offene Gruppen mit 10er Karten oder sogenannte Abosysteme an. Die hohe Teilnehmerzahl variiert dann zu stark, die Fluktuation der Teilnehmer ist immens und unterschiedliche Kenntnisstände der Teilnehmer können nicht mehr individuell betrachtet und gefördert werden. Kurzum, wir lieben kleine Gruppen von meist 4-6 Teilnehmer! Vielleicht sehen wir uns ja bald genau in einer davon?!

Die 3 größten Fehler beim Rückruf

Du trainierst den Rückruf, aber dann funktioniert es in manchen Situationen doch nicht wie gewünscht? Lass uns einfach darüber reden! Vielleicht machst du einen kleinen Fehler, der den weiteren Erfolg beim Rückruf auf sich warten lässt!
Vielleicht kann ich dir mithilfe dieses Artikels schon einen kleinen Aha-Moment bereiten!

Die Motivation ist nicht lukrativ genug


Hunde sind teils wie 3-jährige Kinder, sie wägen ab, was sich lohnt und was sich nicht lohnt. Wenn du deinen Hund nur ein paar Mal beim direkten Kommen aufgrund des Rückrufes belohnst, und die Belohnung dann einstellst oder nur manchmal belohnst, dann löscht sich die bisherige positive Trainingserfahrung. Kurzum, dein bisheriges Training war umsonst. Der Rückruf sollte aber nicht nur immer belohnt werden. Er sollte sich in der Qualität und der Quantität der Belohnung massiv von anderen Trainingsbelohnungen abheben.

Vergleichen wir zwei Extreme im Training


Dein Hund soll ein Sitz neben dir in einer ablenkungsfreien Umgebung ausführen. Dafür bekommt er einen Keks. Nun rufst du ihn eine halbe Stunde später aus einem Spiel mit einem anderen Hund heraus und belohnst dies ebenfalls mit der gleichen Stimmung und dem gleichen Keks. Betrachte ich mir diese Situation aus dem Blickwinkel deines Hundes, so empfinde ich die Motivation nicht situationsgerecht. Die Bezahlung für unterschiedliche Arbeitsleistungen muss auch unterschiedlich sein.

Was ist eine hohe Motivation beim Rückruf?


Eine hohe Motivation beim Rückruf kann extra tolles Futter sein, je stinkiger, desto besser. 😉 Das Belohnungsfutter kann auch auf ganz besondere Art und Weise überreicht werden. Rolle es dem Hund zum Beispiel begeisternd über den Boden, lass es ihn aus der Luft schnappen oder zelebriere es mit viel Spannung aus einer ganz besonders raschelnden Tüte heraus.

Deine Stimmung macht die Musik


Stell dir vor, du bekommst am Ende des Monats dein Gehalt mit viel Herzblut, Dankbarkeit und Freude von deinem Chef überreicht. Sehr wertschätzend! Oder aber dein Chef steht da, sieht aus wie ein Mitglied von der Addams Family und schmeißt dir das Geld ohne Wort auf den Boden! Ufff….. Ich bevorzuge da lieber die erste Variante.

Auch dein Hund möchte dich strahlen sind, er will dir gefallen und möchte sehen, dass sein Verhalten genau das ist, welches dich glücklich stimmt. Begrüße ihn daher stets gut gelaunt, freundlich, mit authentischer Begeisterung!

Bewegung zieht an

Dein Hund sieht ab einer Entfernung von 10 Metern immer schlechter! Was er aber immer sieht, sind Bewegungsreize! Das Reh welches auf 60 Meter läuft, das Eichhörnchen welches in 15 Metern den Baum hoch läuft, alles dies weckt in deinem Hund ein gewisses Interesse. Mach dir genau dieses Interesse zunutze! Breite die Arme aus, lauf ein paar Schritte oder bringe an deiner Seite einen Ball an der Kordel in Bewegung. All dies erhöht die Motivation, schnellstmöglich zu dir zurückzulaufen.

Die Distanz ist zu groß

Die innere Vorstellung beim Rückruftraining ist immer, diesen aus einer möglichst weiten Distanz zu können und zu üben. Wenn aber dein Hund auf eine Entfernung von 2 Metern nicht ansprechbar ist, wieso sollte er dies dann auf 20 Meter Entfernung sein?! Nun kommt erschwerend hinzu, dass dein Hund auf 20 Meter Entfernung seinem eigentlichen Ziel (z.B. einem anderen Hund, einem Reh oder einem anderen Reiz) oft näher ist, als der Rückweg zu euch zurück. Ihr steht also in direkter Konkurrenz zu dem anderen interessanten und spannenden Reiz.


Der Rückruf muss also auf kurzer Distanz so perfekt, fehlerfrei und überzeugend aufgebaut werden, dass dein Hund auf größere Entfernung gar nicht mehr zum Abwägen kommt.

Die Distanz nur langsam steigern

Stell dir also bitte beim Trainingsaufbau vor, du würdest mittig auf dem „Schwarzen“ einer Zielscheibe stehen. Um dich herum befinden sich 1-Meter breite Kreise. Jeder Kreis steht für eine eigene Distanz, einen eigenen Radius. Funktioniert also dein Rückruf im zwei Meter Radius perfekt, so versuche es im Weiteren im 3-Meter-Radius. U.s.w.

Absicherung über die Schleppleine


Mach die Schleppleine zu deinem besten Freund! Funktioniert der Rückruf noch nicht sicher, dann nutze die Schleppleine, um den Rückruf gezielt auf einer kleineren Distanz zu trainieren. Ich empfehle dazu eine Schleppleine, die 5-7,5 Meter lang ist. Die Biothane Schleppleinen empfinde ich persönlich als gut zu handeln und pflegeleicht.

Fehlversuche erhöhen die „Nicht-Kommen-Statistik“

Mit Fehlern zu arbeiten, ist im Hundetraining denkbar schlecht. Wenn du nun immer mit zu großer Ablenkung, zu großer Distanz oder mangelnder Motivation trainierst, dann wird dein Hund immer mehr lernen, dass das „Nicht-Kommen“ auch eine Möglichkeit darstellt. Insbesondere dann, weil dein Hund sich dadurch selbst belohnt. Entscheidet dein Hund sich, beispielsweise für das Spiel mit dem anderen Hund und gegen das Zurückkommen zu dir, belohnt er sich mit dem weiteren tollen Spielverlauf selber.


Wichtig: Selbst belohnendes Verhalten wird nie mehr gelöscht! Dies ist wissenschaftlich erwiesen. Je öfter dein Hund nicht auf den Rückruf reagiert, desto schwieriger wird es den Rückruf irgendwann mit 100 % gegenseitigem Vertrauen gefestigt zu haben.

Wenn dein Rückruf also bereits zu oft nicht erfolgreich aufgegangen ist, dann lohnt sich die Überlegung ein ganz neues Rückrufkommando zu etablieren.

Arbeite mit doppeltem Boden

Sicher dich beim Rückruftraining ab, indem du

  • eine Schleppleine verwendest,
  • die Ablenkungen und Distanz nur ganz langsam steigerst,
  • vorausschauend handelst und lieber frühzeitig anleinst, bevor dein Hund die „Nicht-Komm-Statistik“ unnötig nach oben schraubt.

Schlussendlich sei gesagt, ein sicherer Rückruf gibt deinem Hund lebenslange Freiheit. Nimm dir also Zeit für diese Königsdisziplin. Gehe klug und bedacht vor!

Die drei größten Fehler beim Rückruf – Video anschauen

Solltet ihr euch das Video lieber beim Spaziergang mit eurem Vierbeiner oder auf dem Weg zur Arbeit anhören wollen, auch kein Problem. Ihr findet meinen „Pfoten Podcast“ auf allen gängigen Podcast Plattformen wie Apple Podcast, Spotify, Amazon Music, etc. Auch dort findet ihr immer wieder neue und inspirierende Episoden rund um das Thema Hundeerziehung. So auch zu dem heutigen Thema.

Fazit

Wenn du das Verhalten deines Hundes ändern möchtest, dann schau, was für ihn erfolgreich ist und gebt euch beiden Zeit, die neue Strategie oft zu wiederholen, damit sie nachhaltig haften bleibt.

Ich habe meinen eigenen Podcast, den „Pfoten Podcast“. Die ersten Episoden sind bereits live und völlig kostenlos auf allen gängigen Podcast-Plattformen erhältlich. Ich möchte dir künftig viele weitere Tipps & Tricks rund um das Thema Hundeerziehung zur Verfügung stellen. Ab und an werde ich mir auch Expert:innen einladen, die zu einem speziellen Thema etwas zu sagen haben.

Der Podcast ist auf den folgenden Plattformen zu finden:

Du hast Anregungen oder Wünsche, welches Thema ich im Podcast ausführlicher besprechen sollte? Dann kontaktiere mich sehr gerne.

Motivation Hund

Kennst du das Gefühl zu einer Veranstaltung hingehen zu müssen, aber keine Lust zu haben? Oder würdest du für dich alleine ein Essen kochen, wenn du gar keinen Hunger hast? Wärst du bereit Geld für eine teuere Jeans auszugeben, obwohl sie dir gar nicht gefällt?

Motivation entsteht, wenn ich den Sinn erkenne, wofür ich etwas mache, kurzum welches Ziel ich vor meinen Augen habe. Zum Beispiel: Ich habe Hunger, daraufhin wächst die Motivation zu kochen, damit ich mein Hungergefühl stillen kann.

Genauso ist es für die meisten Individuen. Nicht nur für uns Menschen, sondern genauso für unsere Tiere. Sie müssen den persönlichen Nutzen erkennen um die eigene Handlungsbereitschaft zu aktivieren. Ein anderer Begriff für Motivation ist “Verhaltensbereitschaft”. Ich bin bereit, ein Verhalten zu zeigen, weil ich motiviert bin.

So individuell die Tiere und Menschen sind, so unterschiedlich sind die Motivationsmöglichkeiten. Ich mache nur zu gerne den Exkurs in die “Menschenwelt”, damit du nachvollziehen kannst, warum der Hund was macht.
Aber nun tauchen wir ganz alleine ein in die spannende Welt der Hunde.

Grundbedürfnisse als Motivationsmittel im Hundetraining

Um die perfekten Motivationsanreize für deinen Hund zu ermitteln, ist es wichtig zu wissen, dass jeder Hund Grundbedürfnisse hat. Grundbedürfnisse sind beispielsweise ausreichend Fressen, Trinken, Spielen, Schlafen, das Erledigen von kleinen und großen Geschäften, Schnüffeln, Buddeln, eventuell Jagen, soziale Kontakte und Interaktion.

Nicht alle Grundbedürfnisse eignen sich als Mittel zur Motivation, aber die meisten lassen sich in verschiedenen Trainingsbereichen effektiv einsetzen. Dafür ist immer das Wissen erforderlich, was mein Hund in welcher Situation am tollsten findet. Außerdem darf der Bedarf von dem jeweiligen Grundbedürfnis nicht schon gesättigt sein.

Beispiel: Deinem Hund ist warm und er weiß, dass der kühle Bach in 15 Metern auf ihn wartet. Damit er aber nicht kopflos dahin stürmt, übst und trainierst du mit ihm, bis zum Bach hin, brav neben dir bei Fuß zu laufen. Nun seid ihr am Bach angekommen und jetzt stell dir kurz die Frage mit welcher Belohnung du deinem Hund wohl die größtmögliche Freude bereiten kannst?! Stimmt, mit der Erlaubnis im Bach zu baden!

Ein weiteres Beispiel, um zu verdeutlichen, warum ein gutes Motivationsmittel weniger Wert bekommt, wenn der Hund dieses zur ständigen Verfügung hat:
Du stellst deinem Hund den ganzen Tag über einen gefüllten Napf zur freien Verfügung hin. Dein Hund kann sich permanent daran bedienen. Nun bietest du deinem Hund draußen dasselbe Futter als Belohnung für eine schöne Leinenführigkeit an. Wenn du Glück hast nimmt er das Futter noch an, aber ein wirkliches Motivationsmittel für das Trainieren einer entspannten Leinenführung stellt das Futter nicht dar.

Führe dir nur stets vor Augen, die Sicherung der Grundbedürfnisse hat für deinen Hund oberste Priorität. Wenn dein Hund also während des Trainings Durst hat oder sich lösen muss, wird er sich nicht motivieren lassen eine Übung in Perfektion zu präsentieren, um danach eine Belohnung zu erhalten.

Warum ist die Motivationsfähigkeit bei allen Hunden unterschiedlich?

Die Motivationsfähigkeit ist oft rassespezifisch. Ein Herdenschutzhund versteht vielleicht die Welt nicht mehr, wenn du ihn mit einem Ball belohnen möchtest und schüttelt sich innerlich angewidert. Dagegen steht ein Retriever, der für den Ball das Dornengebüsch durchstreift und sich auch nach dem 100. Ballwurf noch so auf diesen freut, als wäre er gerade zum ersten Mal geflogen.
Die Erfahrungen in der Sozialisationszeit spielen ebenfalls eine große Rolle. Es gibt Hunde, die in der so wichtigen Phase das Spielen nie kennenlernen durften. Als Resultat sind sie meist mit einem Spiel eher weniger zu motivieren.
Ein Hund, der viele negative Hundebegegnungen hatte, wird sich wohl eher nicht für einen Freilauf mit einem fremden Artgenossen motivieren lassen.
Schlußendlich spielen diverse Stressoren eine große Rolle bei der Motivationsfähigkeit. Stressoren sind beispielsweise Schmerzen oder Krankheiten, Schlaf- und Ruheentzug, Druck und falschgesetzte Korrekturen im Training, Mangel an Belohnungen, für den Hund unverständliche Kommandogaben und Ablenkungen in der Umgebung.

Motivation und die stimulierenden Hormone – eine Party für den Hund

Bei dem Empfinden von positivem Stress mischt der Neurotransmitter Noradrenalin das “Partyfeeling des Hundes” auf. Im Zuge dessen werden Dopamin (Glückshormon) und bestimmte Endorphine ausgeschüttet. Dadurch kann dein Hund neu erlernte Inhalte besser speichern. Wer mit dieser Info aber jetzt meint, er müsste seinen Hund permanent in den 7. Himmel und darüber hinaus pushen, dem sei gesagt: “Die Dosis macht’s”. Zu viel Motivation, zu viel Dopamin und zu viel Endorphine bewirken das Gegenteil und es bleibt nach einer Trainingseinheit mehr Matsch im Hirn als positive Lernerfahrungen.

Entscheidend ist auch welche Übung du gerade machen möchtest, um zu entscheiden welches Motivationsmittel in der jeweiligen Situation am besten passt.
Möchtest du mit deinem Hund Deckentraining aufbauen, wird ein Zerrspiel deinem Hund keine passende Belohnung bieten. Belohnst du ihn aber nach einem super Durchlauf beim Agility mit einem Zerrspiel ist das für deinen Hund der 6er im Lotto mit Zusatzzahl und genau das richtige Motivationsmittel.

Trainingsfrust statt Motivationslust?

Bist du im Training körpersprachlich gut zu lesen? Bekommt dein Hund die Chance zu verstehen, was du von ihm möchtest oder arbeitet “dein Körper entgegengesetzt” deiner Kommandos?

Tipp: Filme dich mit deinem Handy während einer Übung. Gehe danach hin und schau dir dein Video ohne Ton an. Am allerbesten schaust du dir das Video erst einige Zeit später an. Und dann versuchst du nachzuvollziehen, was du mit deiner Körpersprache deinem liebsten Vierbeiner mitteilen wolltest. Spannend wird es, das verspreche ich dir! Du wirst mehr über dich als Trainingspartner für deinen Hund kennenlernen als dir vielleicht lieb ist.

Versuche dein Training immer wieder neu zu hinterfragen. Es ist nicht schlimm Trainingsfehler zu begehen, es ist nur schlimm, wenn du stur weitermachst und sie nicht bemerken willst. Dein Hund ist der beste Lehrmeister, denn er wird dir zeigen, wenn du ungenau bist, dann kann er nämlich nicht anders, als Fehler zu machen. Und aus jedem seiner Fehler solltest du lernen, ihm beim nächsten Mal das Training einfacher und verständlicher aufzubauen.

Steiger die Trainingsinhalte dabei immer langsam, gib deinem Hund Zeit den einen Schritt zu festigen, Vertrauen in die Übung aufzubauen und geh dann erst einen Trainingsschritt weiter. Du hast schließlich auch erst das Addieren mit einstelligen Zahlen perfekt erlernt, um es später im Hunderter Bereich zu können. Es wäre für Erstklässler so unfassbar unmotivierend, wenn sie bereits nach 2 Monaten 328 + 139 rechnen müssten.

Nun ist erwiesen, dass die aktive Mitarbeit des Hundes, und nicht das Vorkauen einer jeden Übung durch den Halter über jahrelanges Futterlocken, nachhaltig am effektivsten ist. Auch hier ist das richtige Maß entscheidend.

Motivations & Belohnungs-Hitliste

Nimm dir 5 Minuten Zeit, gönne dir einen Kaffee und schreibe die höchstpersönliche Hitliste an Trainingsmotivation für deinen Hund.
Wie in diesem Blogartikel bereits erwähnt, können die jeweiligen Motivationsmittel je nach Trainingsziel variieren, dennoch lohnt es sich eine Hitliste aufzustellen, um sie bewusst einzusetzen.

Die Hitliste deines Hundes könnte zum Beispiel so aussehen:

1. Ball an der Kordel
2. Leberwurst aus der Tube
3. Buddeln nach Mäusen
4. Spiel mit einem Artgenossen
5. Schnüffeln im Gras
6. Zerrspiel
7. über eine große Wiese flitzen
8. Kong mit Quark gefüllt
9. Baden im See
10. Streicheln

Meine Motivation wäre es, wenn ich dich nachhaltig begeistern konnte, dich mehr mit dem Thema Motivation auseinander zu setzen. Denn Motivation ist dein Schlüssel für eine gute Bindung und ein nachhaltiges Trainingsergebnis mit deinem Hund.

Ich freue mich, wenn du weiterhin Interesse an meinem Pfotenratgeber hast. Das ist meine Motivation.

Da hat man die Welpenzeit erfolgreich gemeistert, dein Hund kennt Halsband und Leine, er hat die Basiskommandos Sitz, Platz und den Rückruf schon ganz fein erlernt und an viele Alltagssituationen hast du deinen kleinen Welpen hervorragend ran geführt… und nun?…. gefühlt ist alles Erlernte weg… oder doch nicht?

Was passiert in der Pubertät?

Wie gehe ich am besten mit der Weiterführung der alltäglichen Erziehungen um? Wie viel Aktivität tut dem Pubertier gut? Was sind die sinnvollsten Übungen? Und wann kann ich hoffen, dass es wieder besser wird?

Wenn du mehr Wissen über die Entwicklung deines Hundes hast, erhöht sich dein Verständnis und du bekommst mehr Selbstsicherheit in eurer Beziehungsarbeit.

Notwendiges Wissen der körperlichen Entwicklung

Die Pubertät beginnt meist zwischen dem 6.- und 12. Monat. Kleinere Hunde starten dabei früher als größere Rassen.

Zwischen dem 3. und 7. Lebensmonat findet der Zahnwechsel statt. Die Junghunde haben in dieser Zeit ein großes Kaubedürfnis welchem sie intuitiv nachgehen.

Die Sexualhormone beeinflussen zunehmend die körperliche Entwicklung, insbesondere der Geschlechtshormone, und es kommt zu Verhaltensänderungen. Die Rüden zeigen nun öfter Imponierverhalten bei Hundebegegnungen. Sie präsentieren sich mit durchgestreckten Beinen und erhobenen Hauptes, die Ohren sind maximal in den Himmel gezogen und mit steifem Gang wird der andere Hund umlaufen, angerempelt oder es wird sich ihm in den Weg gestellt. Ausdrücken wollen die Hunde damit soziale Stärke und Selbstsicherheit. Auf andere Rüden soll das Imponierverhalten abweisend oder einschüchternd wirken, gegenüber Hündinnen anziehend. Imponierverhalten darf nicht mit drohendem Verhalten oder aggressiven Verhalten gleich gesetzt werden, es kann aber in ein solches Verhalten kippen. Daher ist das genaue Beobachten bei Hundebegegnungen wichtig.

Rüden markieren nun vermehrt mit angehobenem Bein, ganz beliebt an erhöhten Stellen, wie Büschen, Baumstämmen, Laternen und Zäunen. Damit platzieren Sie mit geringem Aufwand ihre Duftmarke an Orten, die von anderen Hunden schnell entdeckt werden. Außerdem sind pubertierende Rüden sexuell interessierter.

Hündinnen markieren auch, aber weniger, und eher selten mit einem angehobenen Bein. Vermehrtes Markieren erfolgt bei Hündinnen während der Läufigkeit. Die erste Läufigkeit findet meist zwischen dem 6. und 12. Monat statt. Aber durchaus kann die erste Läufigkeit auch bis zum 2. Lebensjahr auf sich warten lassen. Anderen Hündinnen gegenüber zeigt die läufige Hündin vermehrt Imponierverhalten und aggressive Verhaltensweisen.

Warum hört der Hund in der Pubertät nicht mehr auf erlernte Kommandos?

In der Welpenzeit werden viele Nervenbahnen durch das Erlernen von Erfahrungen angelegt. Nun gibt es Nervenbahnen, die intensiv genutzt wurden und welche, die weniger ausgebaut wurden. Je mehr eine Nervenbahn, eine positive oder negativ erlernte Erfahrung, trainiert wurde, umso stabiler ist sie in der Pubertät. Durch den gigantischen Umbauprozeß im Gehirn werden, während der Pubertät, Nebenbahnen verändert und viele bereits angelegte gelöscht. Schwupp… weg ist das mühsam angelegte Wissen der Welpenzeit. An dieser Stelle will gesagt sein, wer in der Welpenzeit schläft, seinem Hund keinen oder kaum sozialen Umgang mit Menschen und anderen Tieren ermöglicht, sowie den Welpen nicht an unterschiedliche Umweltreize (Stadt, Auto, Straßenbahn, Rasenmäher etc.) gewöhnt und ihm nicht lehrt einen gewissen “Frust” auszuhalten, der bekommt es in der Pubertät deutlich zu spüren. Natürlich hat nicht jeder die Welpenzeit selber gestalten können und du hast vielleicht einen Junghund aus zweiter Hand oder dem Tierschutz übernommen. Es ist auch nicht immer bekannt wie die Welpenzeit abgelaufen ist und welche Erfahrungen, egal ob positiv oder negativ, dein Hund schon gemacht hat. Wir haben also ein kleines verpacktes Geschenk vor uns, welches sich in der Pubertät öffnet und für uns die ein oder andere Überraschung offenbart.

Nun passiert aber noch etwas im Gehirn des “Pubertier”. Das selbstbelohnende Verhalten lernt der Hund intensiver kennen und vor allem lieben. Selbstbelohnend sind alle Verhaltensweisen, die der Hund ganz für sich alleine erfolgreich werden lässt, ganz ohne unser Zutun. Selbstbelohnend ist das “tolle” Gefühl beim Jagen (auch ohne das Erlegen des jeweiligen Tieres), das Hinstürmen zu anderen Hunden, obwohl das Rückrufkommando ausgesprochen wurde, das Anspringen von Leuten, egal ob fremd oder bekannt, das Fressen des Katzenfutters in Nachbarsgarten oder auch erfolgreich aggressives Verhalten, um an das persönliche Ziel zu gelangen.

Tipps im Umgang mit der Pubertät beim Hund

Doch was gilt es nun zu tun, um den Junghund in der Spur zu halten oder in die richtige Bahn zu lenken?

  • Bewahre stets die Ruhe und Geduld. Ich weiß, das ist leichter geschrieben und gesagt als getan. Aber wenn auf einen ausbrechenden Vulkan mit Feuer reagiert wird, beruhigt sich der Ausbruch nicht. Auch brauch dein Junghund einen gelassenen Sozialpartner, an dem er sich orientieren kann, insbesondere auch in schwierigen Situationen.
    Tipp: Bevor du falsch reagierst und dich wie Rumpelstilzchen aufführst oder über sein „Fehlverhalten“ unpassend lachst und du ihn damit nur noch mehr anstachelst, dasselbe wieder zu tun, atme tief durch und überleg dir einen Plan.
  • Überdenke deinen Tagesplan. Natürlich benötigt ein Junghund Abwechslung, neue Herausforderungen, Spiel und Spaß mit Freunden, aber überdenke, ob es deinem Hund an manchen Stellen nicht zu viel ist. Braucht dein Hund täglich die wilde Hundewiese? Ist das Zeitfenster der Spaziergänge angemessen? Bist du immer in Hektik mit ihm unterwegs? Hat er genügend Zeit, um Situationen wirklich aufzunehmen und ordentlich abzuspeichern? Lernt er im Zuhause, ohne dich zu ruhen, oder läuft er dir bei all deinen häuslichen Aktivitäten hinter dir her?

Erstelle dir doch ein paar Tage in Folge mal einen Aktivitätenplan und notiere dir wieviel, wie und wann dein Junghund aktiv ist. Folgende Punkte könnten dir dabei helfen:

  • Ruhephasen
  • gemeinsamer Kontakt (d.h. Schmusen, gemeinsam Ruhen, Spielen u. Toben, Trainieren)
  • Spaziergänge Häufigkeit, Dauer und Länge

Lass dich nicht von der Hektik und dem Temperament deines Junghundes dazu hinreissen immer mehr Programm zu bieten, immer wilder und doller zu spielen, immer länger spazieren zu gehen.

Jeder kennt bei Kindern den Spruch „Nach müde, kommt doof” und so ist es bei allen Lebewesen, auch bei deinem Junghund! 😉

  • Trainieren – dann eben noch einmal von Anfang an. Geh mit dem Bewusstsein ans Training, dass bisher gelernte Kommandos eben wieder verpufft sein können. Je entspannter du mit diesem Bewusstsein ins Training gehst, umso weniger bist du frustriert und umso weniger wird dein Junghund frustriert. Bemerkst du, dass eine Übung vergessen ist, so starte sie im Aufbau einfach noch einmal ganz von vorne und tu so als hättet ihr diese Aufgabe noch nie geübt.

Verständnis für den anderen ist die Basis für ein entspanntes miteinander.

  • Kontrolliertes Handling in jeweiligen Situationen Klappt der Rückruf plötzlich nicht mehr und dein Junghund ist schon einige Male, trotz Rückruf, zu anderen Hunden hingelaufen und hat schlussendlich mit ihnen gespielt und sich damit selbstbelohnt, dann gehört er folglich vorerst an die Schleppleine. Denn nur die Schleppleine kann ihn von diesem weiteren selbst belohnenden Fehlverhalten abhalten. Denn je öfter der Hund sich in einer bestimmten Situation selbst belohnt, desto mehr festigt sich das Verhalten. Selbst belohnendes Verhalten kann übrigens nicht mehr gelöscht werden, es sind Erfahrungen, die für den Hund lebenslang eine wichtige Rolle spielen. Daher lieber ein paar Monate eine Schleppleine, als lebenslang einen Vertrauensverlust in den Rückruf.
  • Um den Zahnwechsel zu erleichtern, sollte dein Junghund ausreichend altersgerechte Kauartikel bekommen. Wichtig ist bei zusätzlichen Kauartikeln nicht zu viel Protein zu füttern. Der Bedarf an einer hochwertigen Proteinquelle von Junghunden ist natürlich wesentlich höher als bei einem erwachsenen Hund, aber zu viel Protein belastet den Stoffwechsel des Hundes. Es kann zu Juckreiz und Hautproblemen kommen. Aber auch das Verhalten kann durch die Gabe von zu viel Protein beeinflusst werden. Die Junghunde werden schneller hektisch, finden weniger Ruhe, sind impulsiver, teils aggressiver. Ich empfehle hierzu immer, sich den Rat eines fachkundigen Ernährungsberaters für Hunde einzuholen. Tipp: eine harte frische Möhre lindert als Futterabwechslung auch den im Zahnwechsel empfundenen Kaubedarf.
  • Das lästige Thema mit der Konsequenz. Die Überschrift des Absatzes habe ich bewusst wo gewählt, denn diejenigen von euch, die mit dem Thema „Konsequenz“ Schwierigkeiten haben, werden wissen, was ich meine. Es ist uns doch eigentlich allen bewusst wie wichtig es ist in einer Erziehung eines Individuums konsequent zu sein. Meist scheitert es daran, dass uns in manchen Situationen das Einhalten der Konsequenz zu anstrengend oder nicht wichtig genug erscheint. Der erste Schritt sollte also immer sein sich zu fragen, was ist mein Trainingsziel, was ist mir bei der Erziehung wichtig. Und im besten Fall schreibt ihr euch diese Ziele wirklich einmal auf. Wenn ihr mehrere Familienmitglieder in einem Haushalt seit, dann solltet ihr diese Ziele übrigens gemeinsam definieren. Beispiel: Dein Partner füttert den Hund während des Familienessens mehrfach vom Tisch, auch den Kindern fällt schon einmal etwas runter. Hiermit ist das „Betteln“ am Tisch klare Sache und das ist ja grundsätzlich auch gar nichts Schlimmes, wenn es euch nicht stört. Damit ist euer Hund nicht grundsätzlich unerzogen. Ihr habt nur einfach nicht das Ziel, dass euer Hund während des Essens ohne zu betteln im Körbchen liegt. Ihr müsst also festhalten, was euch wirklich wichtig ist und nur dann könnt ihr konsequent an diesem Trainingsziel arbeiten.

Schlußendlich ist die Pubertät eine ganz spannende Zeit, mit vielen Überraschungen, neuen und alten Wegen und immer mit der Hoffnung, dass sie doch auch mal zu Ende geht. 😉 Weitere Tipps & Tricks findest du in meinem Pfotenratgeber.